Von Peter Mertens
Vor und nach der Jägerprüfung
Als einer der Jungjäger des Ausbildungsjahrgangs 2019/2020 schreibe ich gerne ein paar Zeilen darüber, wie es mir nach der Jägerprüfung ergangen ist.
Anders als geplant, bekam auch unser Lehrgang im Frühjahr 2020 eine „Zwangspause“ aufgedrückt. Erst im Juli konnten wir das im Frühjahr abrupt coronabedingt endende Schießtraining fortsetzen und die letzten Theoriestunden absolvieren. Auch als 50jähriger kann man noch in Prüfungsstress geraten, wie ich dann während der drei Prüfungsteile feststellte. Es ging aber gut aus – bestanden!
Nun stieg die Erwartungshaltung der Familie spürbar wie ich merkte, als meine Frau einen größeren Gefrierschrank bestellt hatte 😉
Papierkram für die Büchse
Es mussten aber noch weitere Wochen ins Land gehen, bis der Jagdschein abgeholt werden konnte. Irgendwann stand die Spedition mit einem Waffenschrank vor der Tür und die Unterlagen für die WBK konnten abgeschickt werden.
Zugleich kümmerte ich mich um die Auswahl einer geeigneten Büchse. Dass es (der Gebräuchlichkeit halber) ein Kaliber .308 Win sein sollte, stand für mich schon früh fest. Außerdem hatte ich mich auf Lochschaft festgelegt.
Frankonia bietet eine reichhaltige Auswahl und so nahm ich mir fünf Komplettsysteme mit Zieloptik in die Vorauswahl, die sowohl zum Geldbeutel als auch zu meinen Vorstellungen passten. Der Plan war aber, die Kompetenz eines lokalen Händlers zu nutzen. Also machte ich einen Termin in der Waffenhandlung Adlung, deren Team uns schon während des Schießtrainings sehr gut betreut hatte.
Einige Modelle waren zur Ansicht da. Schließlich wurde es dann eine steel Action HS, ein Geradezugrepetierer mit Handspannung und herausnehmbarem Magazin vor. Es brauchte nur wenige Schuß im Schießkino um zu merken: diese wird es werden: nun besitze ich die steel Action mit Kunststoffschaft, einem Hausken SD und dem Zeiss Conquest V4 als Zieloptik.
Gut gerüstet also für die ersten jagdlichen Aufgaben.
Erster Erfolg beim Ansitzen auf Sauen
Mitten im Jagdjahr scheint es nicht leicht zu sein, irgendwo „einzusteigen“, zumal einen ja noch keiner kennt. Zum Glück hatte Kerstin Grosse die Idee, mich mit Mario Schatz zusammenzubringen. Es ging mir darum, einfach „mitzulaufen“, bei Revierarbeiten und beim Aufbrechen zu helfen. Es gibt eben Handgriffe, die im Lehrgang nicht vorkamen und ohne deren Beherrschung ich nicht allein losmarschieren wollte.
Beim zweiten abendlichen Ansitz in der Nähe einer Kirrung hatten wir Glück: Das Mondlicht lieferte genug Büchsenlicht, der Wind stand günstig. So konnten wir gegen 19:30 ein Rotte Schwarzwild anwechseln hören. Eine Bache mit schätzungsweise 5 oder 6 Frischlingen aus dem Frühjahr näherte sich. Schnaufen und Brechen kleinerer Äste war deutlich zu hören.
Mario machte sich bereit, orientierte ich noch kurz über das Nachtsichtgerät und seine Blaser im Kaliber .30-06 tat ihre Arbeit. Ein guter Schuss, Hochblatt, das Stück fiel sofort. Wir warteten noch ein paar Minuten in der Hoffnung auf die Rückkehr eines weiteren Stücks, aber vergeblich.
Hier Marios Beute:
Beim Aufbrechen assistierte ich Mario, um beim nächsten Mal selbst Hand anlegen zu können. 30 Kilo geschätzt hatte der Frischling immerhin schon zu bieten. Das Angebot, die Leber mit nach Hause zu nehmen, nahm ich dankbar an.
Etwas später ließen wir es uns zu Hause mit Genuss und Respekt schmecken. Wer es genau wissen will, wie: https://www.chefkoch.de/rezepte/1410161245860541/Lustige-Leber.html
Nun warte ich auf die nächste Gelegenheit, die nächste helle Mondphase, um das Aufbrechen selbst durchzuführen. Die Geduld bis dahin ist gleich noch eine weitere Tugend, die kein Fach im Lehrgang war…
Allen Lesern ein kräftiges Weidmansheil!
Peter Mertens
Peter Mertens